Pfarrkirche St. Johannes

Der Eifer der Obergrainauer, eine eigene Kapelle zu bauen, ließ 1684 deutlich nach: Fürstbischof Albrecht Sigmund von Freising hatte ihnen zwar die Errichtung einer „Capellen“ auf dem Kirchbichl gestattet, ihren zweiten Wunsch aber rundweg abgelehnt, hier regelmäßig Gottesdienste abhalten zu dürfen. Bis 1697 dauerte dann auch die Fertigstellung des Steingebäudes. Einen Plan zur Vergrößerung ihrer Kapelle reichten die GrainaKiStJohannWi_3uer 1738 ein. Die Weihe zu Ehren des hl. Johannes des Täufers erfolgte am 18. Juni 1749. 1773 riefen erstmals zwei Glocken die Gläubigen zum Gebet.
Beim großen Dorfbrand in Obergrainau am 12. März 1779 fing auch die Kirche Feuer. Der Altar, die gesamte Ausstattung, der hölzerne Turm und der Dachstuhl wurden ein Raub der Flammen. Durch die große Opferbereitschaft der Bevölkerung und die Spenden anderer Kirchen in Werdenfels begann gleich danach der Wiederaufbau. 1782 wurde die Fertigstellung mit der Ausmalung des Kirchenraumes abgeschlossen. Der bekannten Freskenmaler Franz Seraph Zwinck aus Oberammergau schmückte das Langhaus, den Chor und die Apsis mit Szenen aus dem Leben des hl. Johannes. Im gleichen Jahr wurde die Kirche abermals geweiht.
Der Anstieg der Bevölkerung im 19. Jahrhundert machte eine Erweiterung an der Nordseite der Kapelle notwendig. Gleichzeitig entstand ein neuer, größerer Kirchturm mit spitzem Dach. Ihre heutige Form erhielt die Kirche beim Umbau von 1926/27 nach Plänen des bekannten Münchner Architekten Carl Sattler. Er ließ den Kirchturm mit einem „Zwiebel“-Dach krönen und den achteckigen Zentralbau sowie den Altarraum nach Süden anbauen. Für die abermalige Einweihung kam Michael Kardinal Faulhaber am 24. Juni 1927 nach Grainau. Die Ausmalung des Kirchenraums übernahm später der Münchner Kunstmaler Johann Michael Schmitt. Im Herbst und Winter 1929 schuf er den Johannes-Zyklus im Oktaeder, die Fresken der Apsis und das Altarbild. Zwei der Kunstwerke sind von ihm in die heimische Landschaft platziert worden: Im Fresko „Mariens Gang durch das Gebirge“ sind im Hintergrund deutlich die Waxensteine zu erkennen, und im Altarbild ist die Taufe Jesu an den Eibsee versetzt worden.
Die Renovierungsarbeiten von 1990 bis 1997 gaben dem Inneren des Gebäudes ihr ursprüngliches Aussehen von 1929 zurück. 2008 wurde der Kirchturm von Grund auf renoviert und statisch erneuert. Die Turmzwiebel erhielt ein neues Kupferdach und der Turm wurde wieder mit dem Marienfresko aus dem 19. Jahrhundert geschmückt
Die Kirche auf dem Kirchbichl mit den Waxensteinen im Hintergrund, dieses einmalige Ensemble aus Baukunst und Natur, ist heute das Wahrzeichen des Ortes.

(Peter Schwarz)

Pfarrgeschichte von Grainau

Die Zeit durfte früher bei den Grainauern keine Rolle spielen, wenn sie zur Kirche gingen. Über Jahrhunderte gehörten die Einwohner von Obergrainau, Untergrainau, Hammersbach und vom Eibsee zur Mutterkirche in Garmisch. Zu den sonntäglichen Gottesdiensten, zu allen Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse mussten sie den weiten Weg bis zur Garmischer St. Martin-Kirche in Kauf nehmen. In den beiden Kapellen in Untergrainau und Hammersbach fanden nur Andachten statt. In der Obergrainauer Kapelle hielt der Pfarrer von Garmisch zusätzlich am Kirchweih- und am Patroziniumstag (3. Mai und 24. Juni) jeweils ein Amt mit Predigt. Einen eigenen Ortsgeistlichen bekamen die beiden Gemeinden Ober- und Untergrainau erst mit der Gründung des Schulbenefiziums 1812. Er war dem Pfarrer von Garmisch unterstellt, und nicht nur für das Seelenheil der Grainauer zuständig, sondern er unterrichtete auch die Schulkinder. Erst 1845 setzte der zielstrebige Benefiziat Johann Baptist Prechtl das Recht auf einen eigenen Friedhof und die Einsetzung des Taufsteins in Grainau durch. Mit der Bevölkerungszunahme in den beiden Gemeinden im 19. Jahrhundert stiegen auch die seelsorgerischen Anforderungen an den Benefiziaten. 1912 wurde die Schule von der Kirche getrennt. Erstmalige Bestrebungen, zusammen mit dem großen Kirchenumbau 1926/27 die Kirchengemeinde zur eigenen Pfarrei zu erheben, scheiterten am Einspruch des Pfarramtes Garmisch. Nachdem 1937 Obergrainau und Untergrainau zur einer Gemeinde zusammengelegt worden waren, wurde Grainau 1938 zur Pfarrkuratie 1938 erhoben.
Am 1. März 1945 erklärte Michael Kardinal Faulhaber Grainau zur eigenständigen Pfarrei. Erster Pfarrer wurde der bisherige Pfarrkurat Anton Albl. Ihm folgte 1947 Pfarrer Vitus Grain. Von 1957 bis 1986 war Pfarrer Karl Geisinger hier tätig, von 1991 bis 2004 Pfarrer Georg Simon. Ihm folgte 2004 Pater Ferdinand Thome. Seit 1. September 2012 ist Pfarrer Josef Konitzer als Leiter des künftigen Pfarrverbandes (St. Michael – Burgrain, St. Martin – Garmisch und St. Johannes – Grainau) tätig. Der neue Verband trägt ab Januar 2016 den Namen „Pfarrverband Zugspitze“.

(Peter Schwarz)